Josef Mathias Hallmayr der nach Neusohl in Ungarn ausgewandert war, schreibt 1788 an seine Mutter, die ehemalige Müllerin in Gschwendt und bittet sie um die Auszahlung seines Erbes, da er mit seiner sechsköpfigen Familie in Ungarn, wo er als Silberhüttenkohlmesser arbeitet, große Not leidet und wegen seiner Schulden weder Kleidung noch genug zu essen kaufen kann:
"Schon seit 28. Juni vorigen Jahres erhielte aus Bayern kein Schreiben, dass also nicht weiß, wie es mit meiner dortigen lieben alten Mutter, und den übrigen stehet, bey uns hier Lands ist eine solche Teuerung und eine solche Not unter dem gemeinen Pöwel, auch unter denen Vornehmen Persohnen, dergleichen bey Mannes Gedenken nicht warr, wir würden Gott danken, wenn wir Gerste und Haaber Brodt in jenem Preyß haben könnten, in welchem ehehin der extraschöne Weizen warr, allein anjetzo kostet 1 Metzen Gersten mehr als vorhin 2 Metzen Weizen, und in Bezug auf die Teuerung werden sie leicht einsehen, wie theuer alles das übrige seyn müsse. Freilich hatten wir eine recht gesegnete Äernte, allein theils die Abfuhr zur Armee teils die so viele Getreidfuder sind hieran die meiste Ursach. Aus diesem nun angeführten können Sie werthester Herr Vätter ganz klar einsehen, wie elendig ich mit meiner aus sechs Personen bestehenden Familie bey in 2 Wochen beziehenden nur 7 Gulden 36 X ohne weiteren accidensien leben muß, an Kleidungen schon ganz abgerissen müssen wir öfters hungrig als satt gegessen schlafen gehen, auf die noch über die Hälfte haftende Apotheker Schuld und andere bishero zu machen nötigste kleine Schulden kann ich anjetzo der Bezahlung wegen gar nicht deuten, hätte ich nur genug Einkommen, um das nötigste liebe Brodt genug anschaffen zu können. Ich bitte Sie dahero um alles, was ihnen lieb und wert ist, haben Sie die Gütte und trachten Sie, daß ich von meinem bewußten mütterlichen wenigstens die bei der Schwägerin Müllerin zu Gschwendt liegenden noch 120 fl in Bälde bekomme, um meiner Noth in etwas steuern zu können, ich weiß meine liebe alte Mutter wird nichts dagegen haben und sie wird von dem bei eben derselben Müllerin noch über das zu fodern habende 80 fl im Notfall immer einen Zusatzpfennig haben und Herr Spitalverwalter v. Erdl wird ja eben auch noch ein erbarmendes Gefühl haben, um einer armen Familie das ihrig gebührende ohne Rückstand eines anderen ausfolgen zu lassen, ich bitte daher, bei ersagtem Herrn Verwalter gegen Vorweisung dieses Briefes in meinem Namen meine untertänigste Bitte um Ausfolglassung dieses meinen wenigen Erbteils abzulegen, und bei erhaltender so söhnlich wünschender Bewilligung mir dieses Geld durch welch immer thunliche sichere Weise je eher je lieber zu übermachen, denn Gott und meiner armen Familie ist unser dermaliges Elend und Not am besten bekannt, und da Sie von diesem Geld die hierowegen gehabte selbsteignen Auslagen abzuziehen belieben wollen, so werde Gott bitten, dass er die übrig gehabte Mühe, die ich aigen persönlich nicht verabschulden kann und ihren Kindern und Kindeskindern mit Segen ersetzen wolle
Auch die wegen meiner gehabte Auslagen von meiner Gebühr rückzuhalten, der ich ansonsten für alle meinetwegen gehabten Mühewaltungen unendlichen Dank abstatte, mich in lebenslängliche Bereitschaft bestens angefehle und mit gebührender Hochachtung geharre.
Meines allerbesten Herrn Vätters
Neusohler Silberhütte
6. 9bris 1788
P.S: wenn etwas von meinen 2 Stiefschwestern hören könnte, würde es mich sehr erfreuen, wenn sie doch noch leben.
Gehorsamster Diener und Vätter Josef Mathias Hallmayr k. k. Kohlmesser"